Kameraindikator


Hier ist der Bau eines Indikators beschrieben, der die gleiche Funktion wie das bekannte CamEye von Paragear hat (bis auf das Starten und Stoppen der Kamera, das könnte man aber auch einbauen). Bei meiner Version geben zwei LEDs an, ob die Kamera gerade aufnimmt oder nur auf Aufnahmebereitschaft steht. Man kann auch eine LED weglassen, wenn einer der Zustände nicht interessiert. Die Schaltung sollte für alle Kameras funktionieren, die ein LANC Interface haben (das sind die meisten SONY Camcorder, die ich kenne). Ich habe es selbst an meiner PC-9 getestet.

Schaltung Kameraindikator

Der Nachbau ist sehr einfach, zumindest das Zusammenlöten der Schaltung. Sie besteht im Wesentlichen aus einem kleinen Microcontroller und den LEDs. Der Microcontroller ist beispielsweise bei Conrad oder Segor erhältlich. Es gibt den Chip in verschiedenen Bauformen, welche man nimmt (SMD oder DIL), ist egal und nur vom Geschick beim Löten abhängig. SMD hat natürlich den Vorteil, daß es kleiner ist.
Die Diode D1 kann durch einen anderen Typ ersetzt werden, beispielsweise 1N4148. Falls es bei leer werdendem Akku der Kamera zu Problemen kommt, kann man hier auch eine Schottky-Diode einsetzen, da fällt dann weniger Spannung ab. Macht die Sache etwas betriebssicherer (ich hatte aber keine Schottky da, geht bei mir bisher auch so).

Der Widerstand R1 ist nicht unbedingt notwendig, ebenso ist der Wert unkritisch (33 Ohm geht genauso gut wie 100 Ohm). Er soll nur den Eingangsstrom begrenzen und wirkt auch Störungen entgegen. C1 ist unkritisch, sollte aber nicht weggelassen werden. Falls kein 100 nF Kondensator rumliegt, kann man hier natürlich auch einen kleinen Elko nehmen (beispielsweise 1uF Tantal oder ähnliches). Der Vorwiderstand vor der LED muß an die LED angepaßt werden. Je nach LED sind 270 Ohm bis 390 Ohm ein guter Wert. Kleinerer Widerstand sorgt für mehr Strom und damit hellere LED, aber natürlich geht das im Zweifelsfall auf die Betriebszeit mit Akku...

Ich habe in meinem Testaufbau eine Bicolor-LED benutzt. Man kann natürlich ohne weiteres auch zwei antiparallel geschaltete LEDs nehmen oder auch eine komplett weglassen, wenn beispielsweise nur "RECORDING" angezeigt werden soll und "STANDBY" nicht interessant ist. Die Polung der LED (oder der LEDs) ist davon abhängig, welche LED was anzeigen soll. Die Software im Controller macht nichts weiter, als ein bestimmtes Byte im LANC-Frame auszuwerten und die beiden verwendeten Outputs entsprechend zu setzen. Falls die Kamera "STANDBY" signalisiert, ist GP1 auf GND und GP2 auf VCC, bei "RECORD" anders herum. Das heißt, eine LED, deren Kathode an GP2 angeschlossen ist (und Anode natürlich an GP1), leuchtet, wenn die Kamera aufnimmt.

Die Bauteile kann man fliegend zusammenlöten und in ein wenig Kunstharz (oder Zweikomponenten-Kleber) eingießen. Hilfreich ist es, vor dem Eingießen die Funktion zu überprüfen (nein, das ist offenbar nicht selbstverständlich :-)
Ich habe bisher leider nirgends einzelne abgewinkelte 2,5 mm Klinkenstecker gefunden, die gibt es immer nur in gerader Form. Da bei der PC-9 leider das LANC-Interface auf der Seite ist, die normalerweise dem Helm zugewandt ist, ist ein gerader Stecker hier nicht brauchbar. Die Lösung ist ein Audio-Verlängerungskabel, das gibt es von hama (Achtung, LANC verwendet 2,5 mm Klinkenstecker, nicht die normalen 3,5 mm Klinken, die man vom Walkman-Kopfhörer kennt !). Da kann man dann sogar zwei Indikatoren draus bauen...

So, nun zum Kern der Sache. Als Microcontroller habe ich einen 12C509 der Firma Microchip benutzt (weil ich den grad hatte - Microchip verschickt übrigens auch kostenlose Samples). Man braucht einen Assembler, um das Programm für einen anderen Controller von Microchip zu übersetzen, wenn man es beispielsweise auf einem 16F84 zu Testzwecken ausprobieren möchte (einen 12C509 kann man nämlich nur einmal programmieren, wenn der Code falsch war, kann man ihn dan wegwerfen). Dieses Hexfile hier ist für einen 12C509 übersetzt, der Quelltext steht in dieser Datei. Den Assembler gibt es kostenlos auf dem Microchip-Webserver.
Zum Programmieren des Controllers braucht man ein passendes Programmiergerät, eine gute Seite dazu ist beispielweise hier. Besser ist es, wenn man jemanden kennt, der so etwas schon hat - nur für dieses eine Projekt einen Programmer zu bauen ist vielleicht nicht sehr sinnvoll, aber vielleicht wollte man ja schon immer mal kleine Controller benutzen... gibt ja noch viele andere Anwendungen.

Disclaimer

Die beschriebene Schaltung und Software wird frei zur Verfügung gestellt. Ich übernehme keinerlei Haftung für etwaige Schäden, die durch Nachbau oder Benutzung der Schaltung oder der Software entstehen. Insbesondere ist eine Haftung für Schäden an Videokameras oder anderem Equipment explizit ausgeschlossen.
Ein Nachbau der Schaltung sowie die Verwendung des Codes ist nur für private Zwecke zulässig. Eine gewerbliche Herstellung ist verboten. Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung, einfach eine Mail schicken.
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